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„Im Wald fühle ich mich einfach wohl“

Eine Rangerin berichtet über ihre Arbeit im Nationalpark

Sabrina Haufe zog aus der Großstadt Berlin auf den Darß nach Prerow. Als Rangerin im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sorgt sie dafür, dass die Menschen die einzigartige Natur erleben können und sie dennoch geschützt bleibt.

Die ersten Sonnenstrahlen fallen durch die dichten Kronen der knorrigen Erlen im Darßwald und lassen das grüne Laub vereinzelt besonders hell leuchten. Dieses bezaubernde Spiel von Licht und Schatten begleitet ein vielstimmiger Chor aus Vogelstimmen. Rangerin Sabrina Haufe ist an diesem frühen Morgen auf den Wanderwegen des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft unterwegs. Sie trägt die typische dunkelgrüne Kleidung und ein Fernglas um den Hals.

Die gelernte Forstwirtin verschlug es aus der Großstadt Berlin nach Prerow. Seit mehr als sieben Jahren arbeitet sie nun an dem Ort, der ihr schon als Kind am liebsten war: im Wald.

„Ich spielte immer gern zwischen den Bäumen, war begeisterte Pilzsammlerin – im Wald fühle ich mich einfach wohl“, sagt Haufe. Ihr Job besteht heute auch darin, zwischen Mensch und Wald zu vermitteln: „Die Menschen sollen die Natur hier mit all ihren Facetten erleben können, die Schönheit genießen – aber der Wald soll dabei dennoch nicht gestört werden.“

Natur erleben und gleichzeitig schützen ist im Nationalpark Boddenlandschaft kein Widerspruch. „Die Verhaltensregeln sind einfach und auch nicht schwer einzuhalten“, sagt Haufe. „Die Besucher bleiben auf den ausgewiesenen Wander- oder Radwegen, Hunde sind an der Leine zu führen und dass man keinen Müll im Wald hinterlässt, versteht sich doch von selbst.“

 

Fast 800 Quadratkilometer Naturparadies

Regelmäßig trifft Haufe auf ihrer Tour auf Wanderer und Fahrradfahrer, sie grüßt stets freundlich, ein Wanderer nimmt schnell seinen Hund an die Leine. Die Rangerin quittiert dies mit einem Lächeln und einem lobenden „Richtig so“.

Auf knapp 800 Quadratkilometern erstreckt sich der Nationalpark Boddenlandschaft, er zählt damit zu den größten in der Bundesrepublik. Haufe führt jedes Jahr Hunderte Besucher durch den Darßwald, der Mensch greift in dieses Biotop nicht ein, weshalb von einem Urwald gesprochen werden darf. Es riecht nach Holz und Wildblumen, in der Nähe der Küste klingt Meeresrauschen durch den Kiefernbestand, die Stämme und Kronen sind vom Wind geformt. Tiefer im Wald wachsen Buchen und vor allem Erlen auf nassem und teils sumpfigem Grund.

Nicht fehlen dürfen auf ihren Touren die sogenannten Maler-Buchen. Die uralten, knorrigen Buchen zogen im 19. Jahrhundert Maler wie Paul Flickel, Paul Müller-Kaempff oder Louis Douzette an. Letzterer malte die Bäume laut Überlieferung lauthals singend und Zigarre rauchend unter einem Sonnenschirm.

Für Sabrina Haufe bietet die Vorpommersche Boddenlandschaft zu jeder Jahreszeit etwas Besonderes: „Der Darß ist nicht nur im Sommer reizvoll, im Herbst lässt sich beispielsweise am Darßer Ort die Hirschbrunft beobachten, im Winter findet man viel Ruhe, im Frühjahr und Herbst ziehen die Kraniche und andere Vogelarten in Scharen auf die Halbinsel.“

 

Nette Fischköppe

Sie selbst vermag gar nicht zu sagen, welche Jahreszeit ihr die liebste ist. Auch gutes oder schlechtes Wetter kenne eine Rangerin nicht: „Wir sind immer draußen unterwegs, bei Wind und Wetter, hat alles seinen Reiz.“ Wenn es neblig ist, so die Erfahrungen Haufes, sehe man zum Beispiel besonders viele Tiere, auch die scheuen Arten wie Rotwild, Schwarzwild, Habicht und Sperber.

Den Umzug von der Millionenstadt in die Provinz hat Sabrina Haufe nie bereut. „Ich habe hier viele nette Menschen kennengelernt. Es heißt ja, die Fischköppe seien etwas unterkühlt, aber ich erlebe sie als sehr hilfsbereit und auf ihre Art auch herzlich“, sagt Haufe.

Ihr Lieblingsort bleibt der Wald, „da finde ich alles, die Ruhe, die Vögel, das Klima – sogar an die Mücken gewöhnt man sich. Und ich weiß immer, an welchen alten Baum ich mich setzen kann, wenn man mal einen Moment zum Durchatmen braucht.“

 

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Halbinsel-Kenner

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