Von Segeln, Salz und wilden Tieren

In einer Villa am Barther Hafen sind Hunderte Segelschiffe versammelt: im Windjammer-Museum. Dort, wo früher einheimische Unternehmerfamilien ihren Sitz hatten, beeindrucken jetzt historische Schiffsporträts und Dioramen, also plastische Darstellungen. Dazu kommen Gemälde, maritime Gegenstände und natürlich Schiffsmodelle, die bis ins Detail die Arbeit an Bord veranschaulichen. „Etwas Vergleichbares zu diesem Thema gibt es wohl in ganz Deutschland nicht“, meint Bernd Koppehele vom Verein „Windjammer-Museum“, der die Geschicke des Hauses lenkt.
Die bedeutende Sammlung wurde über Jahrzehnte aus aller Welt zusammengetragen, hatte aber lange keinen angemessenen Platz. Das änderte sich erst, als die Villa in den Besitz von Klaus Stephan Reeckmann überging und saniert wurde. Der Barther Unternehmer gründete das Museum, das vom Verein betrieben wird.
Seit 2017 sind die einmaligen Stücke für die Öffentlichkeit zugänglich – und die kommt mit Begeisterung. „Darunter sind viele Modellbauer, Liebhaber von Kapitänsbildern und andere Leute, die sich für das Thema begeistern“, sagt Koppehele. „Die gehen natürlich mit einem ganz anderen Blick durchs Haus als eine Familie.“ Die Mischung aus Exponaten und Hintergrundgeschichte mache es für die Besucher interessant.
All die imposanten Schiffe sind sogenannte Windjammer, deren Bezeichnung aus dem englischen „to jam“, also drücken oder quetschen, abgeleitet ist. Denn die Rahsegler nutzen den Wind, der von hinten in die Segel weht und das Schiff vorwärtsdrückt. „Eigentlich war es abfällig gemeint von den Matrosen der ersten Dampfer, die sich für etwas Besseres hielten, weil sie nicht mehr auf den Wind angewiesen waren.“

Windjammermuseum in der Vinetastadt Barth.
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Im Jahr 1895 wurde die Backstein-Villa als Wohnhaus und Firmenzentrale durch die Gebrüder Wendt erbaut. Sie zählte damals zu den prächtigsten Gebäuden in Barth. Heute beherbergt sie das Windjammer-Museum mit seinen Sammlungen.

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Im denkmalgerecht sanierten Museumsgebäude ergeben sich in allen Räumen ständig neue Durchblicke und Perspektiven. Dadurch wird immer wieder eindrucksvoll der große Umfang der Sammlung sichtbar.

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Früher musste Klaus Stephan Reeckmann die Stücke für seine Sammlung aufwendig auf Auktionen und bei einschlägigen Händlern suchen. Mittlerweile finden sie
manchmal fast den Weg alleine. Dieser Ort und die Sammlung haben sich herumgesprochen.

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Dauerhaft zu sehen sind etwa 170 Werke bedeutender Schiffsporträtisten oder einheimischer Maler. „Da gab es welche, die auf der Pier saßen, die Schiffe malten und ihre Bilder für wenig Geld anboten – oft ehemalige Seeleute“, erzählt der Museumsleiter. „Andere, bekanntere Maler bekamen ihre Aufträge direkt von den Kapitänen oder Reedern, die ein realistisches Porträt ihres Schiffes haben wollten.“ Von Zeit zu Zeit gibt es im Museum spezielle Ausstellungen, etwa zur Geschichte von Schiffbau und Schifffahrt in Vorpommern oder zu bestimmten Seglern.
Besonderer Anziehungspunkt sind die Filme, die im Sommer auf einer
15 Quadratmeter großen LED-Wand direkt vor dem Museum gezeigt werden. „Hier laufen Dokumentationen zur Segelschifffahrt oder zur Region, aber manchmal sind auch historische Spielfilme dabei, die mit Seefahrt zu tun haben.“
Auch nach Sonnenuntergang ist das Windjammer-museum manchmal ein Anziehungspunkt, wenn an bestimmten Tagen die Öffnungszeiten bis in den Abend hinein verlängert werden. Und immer wieder gibt es Vorträge oder multimediale Lesungen für diejenigen, die an diesen Themen genauso „einen Narren gefressen“ haben wie Koppehele selbst, wie er es nennt.
Wertvolle Kristalle aus der Tiefe
Im Garten tropft Salzwasser von den Zweigen – wer sich direkt daneben setzt, spürt den Geschmack auf den Lippen und atmet leichter.
Was heute den Besuchern des Salzmuseums Mecklenburg in Bad Sülze gut tut, war früher ein notwendiger Schritt in der Salzproduktion: Im sogenannten Gradierwerk wurde das Wasser aus 30 Metern Tiefe verrieselt, um seinen Salzgehalt zu erhöhen. Erst dann kam die Sole ins Siedehaus, wo sie über Torffeuern erhitzt wurde, bis die reinen Salzkristalle übrig blieben.
In Bad Sülze dreht sich vieles um Salz – schon seit sehr langer Zeit. Bereits im 12. Jahrhundert entdeckten Mönche, dass unter der Erde große Salzwasser-Blasen lagern. Über die Jahrhunderte wurde ein lukratives Geschäft daraus, das die gesamte Region prägte. Große Produktionsanlagen entstanden – detailreiche Modelle der Saline im Museum vermitteln ein anschauliches Bild.
Es wurde als Speisesalz benutzt, aber auch für die Konservierung von Lebensmitteln. Daneben hilft es unter anderem bei Erkrankungen der Atemwege oder der Haut. Bis heute ist Bad Sülze ein Kurort. Die Salzproduktion wurde erst 1906 eingestellt.
Das Salzmuseum gibt es seit 1953. Als knapp 20 Jahre später die ursprünglichen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten, zog es ins ehemalige Salzamt um, einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. Heute gibt es hier sogar wieder einen eigenen Brunnen, um weiterhin selbst Salz sieden zu können – die Museumsbesucher können dabei sein.
Das Gelände ist ein Ort der Entspannung. Im Café gibt es selbstgebackenen Kuchen, kleine und sicher auch große Kinder sind von der Freiluft-Modelleisenbahn fasziniert. Und die Dahlien im Garten und im denkmalgeschützten Kurpark auf der anderen Straßenseite – immerhin 400 verschiedene Sorten – sind etwas fürs Auge.
Ein Stall für den Wald
Sie haben miteinander gekämpft und sind zusammen gestorben: 1997 verhakten sich auf den Darßwiesen zwei Hirsche untrennbar, stürzten in einen Wassergraben und ertranken. Nur wenige Stunden später wurden sie gefunden. „So konnten sie sofort geborgen und präpariert werden“, erzählt Nicola Nibisch. „So etwas ist einzigartig in Europa.“
Heute sind die beiden Tiere das unbestrittene Highlight des Museums Alte Oberförsterei in Born a. Darß. Nibisch ist seit 15 Jahren hier die Museumsleiterin. Sie ist selbst keine Jägerin, aber Ur-Bornerin. „Meine Großmutter ist mit der Tochter unseres Namensgebers Ferdinand von Raesfeld aufgewachsen“, erzählt sie. „Und ich selbst wohne gegenüber und bin sozusagen auf dem Forsthof groß geworden.“ So kann sie auch Informationen vermitteln, die in keinem Lehrbuch stehen.
1996 war das Forst- und Jagdmuseum eröffnet worden, inzwischen gehört es der Gemeinde. Das Besondere: Der Wald, um den es in diesem Museum geht, beginnt direkt vor der Tür. Das Gebiet wird schon seit dem 12. Jahrhundert für Holzgewinnung und Jagd genutzt.„Wir können die Entwicklung zeigen und Zusammenhänge erklären“, meint die Museumsleiterin.
Die Historie wird in der Ausstellung realistisch aufgearbeitet, auch für die Jahre des Kaiserreichs, des Dritten Reichs und der DDR-Zeit.
Die Leiterin erklärt den Gästen auch, warum Jäger die besten Naturschützer sind: „Sie sehen, welches Wild am besten geeignet ist, um die Art zu erhalten.“
Einheimische Tiere wie Fuchs, Wildschwein und Eichhörnchen stehen als Präparate in der Ausstellung. „Sie alle leben im Darßwald, aber sie zeigen sich nicht immer.“ Auch ein paar tierische Einwanderer wie Marderhund oder Waschbär sind dabei.
Das Museum wurde gerade neu gestaltet und ist ein Ziel für alle Generationen. Es gibt einen Kletterturm, einen Fahrstuhl und Hörstationen, in denen Zeitzeugen zu Wort kommen. „Wir sind jetzt in einem ehemaligen Stall von 1840, haben zwei Etagen zur Verfügung und sogar Platz für Sonderausstellungen“, freut sich die Leiterin. Neue Exponate wie Jagdtrophäen oder Bücher bekommt das Museum oft aus Nachlässen oder von aktiven Jägern.

Dieser Artikel stammt aus dem Urlaubsmagazin Fischland-Darß-Zingst 2025.
Text: Dörte Rahming - wortlaut-rostock.de
Fotos: ©Voigt & Kranz UG - ostsee-kuestenbilder.de