Ein Treffpunkt für heimische Produkte

Freitags wird es voll auf dem Hof Walden in Saal: Der Hofladen öffnet. „Es war vielleicht etwas gewagt, ihn hier aufzumachen – in einer Sackgasse, die einen Kilometer lang ist“, lacht Chris Bokemeyer-Siems. „Aber es funktioniert.“
Seit 2018 werden neben eigenen Produkten auch Waren von anderen einheimischen Produzenten verkauft, etwa Käse und Milch, Butter und Fleisch. Besonders beliebt: selbstgebackenes Brot und frisches Gemüse. „Dafür haben wir jetzt sogar eine eigene Gärtnerei.“
Die Stammkunden kommen wegen der regionalen Lebensmittel, und auch immer mehr Touristen entdecken den Hof Walden. „Aber es ist auch ein Treffpunkt, so wie früher der Dorfladen. Wir kommen ins Gespräch, das fehlt ja sonst oft.“ Geöffnet ist der Laden immer freitags, im Sommer gehen die Türen auch samstags und montags auf. Denn den Hauptteil ihrer Zeit verbringen Chris Bokemeyer-Siems und ihr Mann Gregor, beide 1969 geboren, mit der Landwirtschaft. Sie zogen vor mehr als 25 Jahren nach Saal, ihre vier Kinder sind hier aguefwachsen.
2011 lebten alle zusammen für ein Vierteljahr in Australien „Dort ist alles sehr leicht, sehr unbürokratisch“, erzählt Gregor. „Danach haben wir uns entschieden, unser Land hier nicht mehr zu verpachten, sondern selbst zu bewirtschaften – von Anfang an als biologische Landwirtschaft.“ Seitdem bauen sie Getreide und Gemüse an, inzwischen auf etwa 100 Hektar Fläche. Außerdem halten sie mehrere Hundert Hühner und Gänse in mobilen Ställen.
Benannt wurde ihr Hof nach dem Buch eines amerikanischen Aussteigers, von dem auch die Grundidee der Nationalparks stammt.
„Er hat längere Zeit in einer Hütte im Wald gelebt und erkannt, dass man gar nicht so viel braucht, um von seiner Hände Arbeit zu leben“, erzählt Chris. Die studierte Biologin stammt aus dem Nachbardorf und hat lange im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gearbeitet – quasi nebenan.
Beiden ist der Öko-Gedanke sehr wichtig. „Wir wollen die Artenvielfalt schützen – trotz landwirtschaftlicher Produktion. Wir sind davon überzeugt, dass das auch für unsere Lebensmittel wichtig ist.“
Geplant wird in Jahreszyklen: Kartoffeln legen, Gemüse anbauen, Gänse schlachten, Kartoffeln ernten. „Wir sind eben abhängig von den Jahreszeiten und vom Wetter – wie alle Landwirte“, sagt Gregor.
Auf dem Hof gibt es immer viel Arbeit, die kaum allein zu schaffen ist – deshalb sind Helfer jederzeit willkommen. Häufig arbeiten Schülerpraktikanten für zwei oder drei Wochen mit, auch ein Freiwilliges Ökologisches Jahr ist möglich. Die jungen Menschen kommen aus ganz Deutschland. „Aber wir hatten auch schon Helfer aus Finnland, Italien und Frankreich, aus Amerika und Australien“, erzählt Chris. „So kommt die Welt zu uns nach Hause.“ Die jungen Menschen bleiben ein paar Wochen, arbeiten für Kost und Logis. Sie wohnen im Winter mit im Haus, im Sommer in Wohnwagen auf dem Gelände. Einige haben schon ein Studium hinter sich und stellen sich Sinnfragen.„Wir finden es wichtig, dass die Menschen geerdet werden – allein dadurch, dass sie ihre Hände in Erde stecken und erfahren, wie man produziert.“ Genau das erleben sie auf dem Hof Walden in Saal.



Dieser Artikel stammt aus dem Urlaubsmagazin Fischland-Darß-Zingst 2025.
Text: Dörte Rahming - wortlaut-rostock.de
Fotos: ©Voigt & Kranz UG - ostsee-kuestenbilder.de