Hedwig Holtz-Sommer (1901-1970) Sehen ist Atmen. Die Welt vom Fischland aus - zum 50. Todestag der Malerin

In der aktuellen Ausstellung des Fischlandhauses in Ostseebad Wustrow sind Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Holzschnitte Hedwig Holtz Sommers zu sehen. Mit etwa 50 Arbeiten gibt die Schau einen konzentrierten Einblick in das Wustrower Lebenswerk der Malerin, für die die künstlerische Arbeit in einer Zeit enormer gesellschaftlicher Verwerfungen zum Medium intensiver Sinnsuche wurde.

Hedwig Holtz-Sommer, in Berlin geboren und nach dem Auszug des Bauhauses aus Weimar an der dortigen Hochschule für Bildende Kunst ausgebildet, kam 1934 von Rostock auf das Fischland. Sie traf dort den Maler Erich Theodor Holtz, heiratete ihn und blieb fortan bei ihm in Wustrow wohnen. Ihr hinterlassenes malerisches Werk ist nur bruchstückhaft zu greifen. Doch die wenigen frühen Porträtgemälde in der Wustrower Ausstellung weisen sie als eine Malerin im damals zeitgemäßen Geist der Alten Meister aus. Wie schon ihre Vorgängerinnen in der Künstlerkolonie Ahrenshoop, suchte auch Hedwig Holtz-Sommer im Lebensausdruck einfacher Dinge und Menschen nach dem Wahren und Ursprünglichen. Am bekanntesten sind die Aquarelle der Künstlerin. In der Ausstellung sieht man Blätter von berückender Leuchtkraft der Farben. Vor allem die Stillleben aus den 1930er und 40er Jahren bezeugen ihr zur tiefen Erfahrung gewordenes Wissen um die Kostbarkeit der nächsten Dinge. In den 1960ern malte sie die „Fischlandserie“ mit vielen reizvollen Momentaufnahmen aus Wustrow und seiner Umgebung.

Das zeichnerische Werk Holtz-Sommers ist fast ausschließlich vom Menschen bestimmt. Besonders stark berühren jene zeichnerischen Dokumente aus der Kriegszeit und dem unmittelbaren Nachkrieg in den 1940ern. Darunter sind zahlreiche Darstellungen entwurzelter und entkräfteter Menschen, die sich in Gruppen gegenseitig stützen und gemeinsam orientieren. Die Flüchtlinge, die damals in die Gegend kamen und zum Teil dort blieben, prägten den Alltag wesentlich mit. Holtz-Sommers Zeichnungen zu diesem Thema sind sehr dicht, aber auch zart – als taste sie nach einem rechten Ausdruck für das Elend.

Die letzte Phase ihres Schaffens nach dem Tod von Erich Theodor Holtz 1956 widmete Hedwig Holtz-Sommer der Literatur. Ihr umfangreiches, offenbar in eigenem Auftrag geschaffenes Illustrationswerk zu Romanen und Theaterstücken von Brecht, Gogol, Tschechow, Gorki, Max Frisch und anderen, ist bisher kaum erschlossen. Die eingehende Zwiesprache mit literarischen Werken muss sie nicht nur angeregt, sondern ihr auch Halt gegeben haben. Sie traf sich darin mit der gleichaltrigen Rostocker Malerin Kate Diehn-Bitt, in deren Werk das inhaltlich brisante Literarische erst in den Vordergrund trat, als sie sich infolge der Formalismus-Diskussionen der 1950er Jahre aus jeder Öffentlichkeit zurückzog. Dass das auch für Hedwig Holtz-Sommer zutraf, ist wahrscheinlich, bleibt jedoch noch zu erforschen.

Die Ausstellung im Fischlandhaus entstand in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Ahrenshoop.

Öffnungszeiten: 

Mo, Di 10-12 und 14-17 Uhr, Do 10-12 und 14-18 Uhr, Fr, Sa, So und Feiertage 11-16 Uhr

Veranstaltungsort

Fischlandhaus Wustrow
Neue Str. 38
18347 Ostseebad Wustrow
Telefon: 038220/80465
fischlandhaus-wustrow@t-online.de
https://www.ostseebad-wustrow.de/de/kunst-entdecken/fischlandhaus

Anbieter

Haus des Gastes
Ernst-Thälmann-Str. 11
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Datum
vom 17.10.2020 bis 17.10.2021
Veranstaltungskategorie
Ausstellung